Abhängigkeit und Sucht

Allgemeine Beschreibung

Eine Abhängigkeit oder Umgangssprachlich „Sucht“ ist eine komplexe Erkrankung, verantwortlich für ein zwanghaftes Verhalten, das eine Person dazu treibt, immer wieder dem unwiderstehlichen Verlangen nach einem spezifischen Reiz nachzugeben, ungeachtet der negativen Auswirkungen auf die „normale“ Lebensweise. Eine zentrale Rolle bei der Suchtentstehung spielt das Belohnungssystem (im Hirnareal „Nucleus accumbens“), das besonders durch das Glückshormon Dopamin und auch Endorphin sowie Serotonin aktiviert wird. Durch die Ausschüttung der Glückshormone belohnt das System erreichte Erfolge, gewisse Handlungen und Verhaltensweisen, die in der Regel sinnvoll oder lebenserhaltend sind – Der biologische Motivator um erneut so zu handeln.

Beim Konsum von Drogen wie Opiate, Amphetamine oder Kokain wählt man die einfachste Abkürzung zu einem schnellen Glücks oder Entspannungsefühl, denn die Substanzen beeinflussen die Erregungsübertragung im Gehirn und können die Rezeptoren des Dopamins bis zu 10-mal stärker reizen. Dabei wurde festgestellt je schneller die Substanz ins Blut und auch ins Gehirn gelangt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit. Das Verlangen nach diesen Reizen kann bei Abhängigen so stark werden, dass der Verstand dem Verlangen nach diesen Reizen unterliegt und auch selbstzerstörerische Verhaltensweisen akzeptiert, um dem  Konsumdrang nachzukommen. Eine Abhängigkeit beeinträchtigt auch die freie Entfaltung der Persönlichkeit, zerstört soziale Bindungen und soziale Chancen. Bei dauerhaften Konsum wird die Droge zunehmend in Stoffwechselprozesse eingebaut, sodass Verhaltensweisen, die normalerweise ein Glücksgefühl auslösen, dies nicht mehr tun. Vielmehr reagiert der Körper mit Entzugserscheinungen, wenn der Konsum eingestellt wird, da der Körper den regelmäßigen Konsum der Stoffe in seinen Stoffwechsel eingebunden hat. Entzugserscheinungen erscheinen als Symptome der Umstellung auf einen normalen Stoffwechsel. Auch Genussmittel, wie Nikotin und Alkohol haben in bestimmten Dosen eine dämpfende Wirkung und zeigen hohes Suchtpotential.

Neben den Faktoren wie die Art der Substanz und ihre Wirkweisen können auch die Persönlichkeitsstruktur, belastende Lebenssituationen oder soziale Isolierung die Suchtanfälligkeit beeinflussen. Auffällig jedoch war die Beobachtung, dass Alltagsstress häufig am Anfang der langen Kette der Suchtentstehung steht. Jeder Mensch befindet sich permanent auf einem Grundstresslevel mit einer individuellen Belastbarkeit. Wird die Erträglichkeit durch zusätzlichen Stress überschritten greifen Menschen verstärkt zu substantiellen Beruhigungsmitteln wie Nikotin oder Alkohol. Bei einer Untersuchung wurde festgestellt, dass Arbeiter mit einer 48 Stunden Woche 13% mehr Alkohol konsumieren als andere mit einer 35-40 Stundenwoche.

Rauchen

Nikotin ist eines der weitverbreitetsten Suchtmittel weltweit. Es wird überwiegend durch das Rauchen von Tabak aufgenommen und stellt so die wichtigste Einzelursache für Krankheiten und vorzeitigen Tod in den westlichen Ländern dar. Ein starker Raucher (über 20 Stück am Tag) verkürzt sein Leben um 8-12 Jahre. Der Zigarettenrauch ist ein Cocktail aus über 4800 verschiedenen Substanzen, von denen 250 giftig und 90 direkt mit Krebs in Verbindung gebracht werden können oder unter Verdacht stehen Krebs zu erzeugen. Es wird zwischen drei verschiedenen Faktoren unterschieden, die Schäden verursachen:

  • Inhaltsstoffe: wie Reizgase und Giftstoffe
  • Nikotin: Hauptverantwortlich für Gefäßschäden und vorzeitige Arteriosklerose
  • Krebserzeugende Stoffe

In den folgenden Tabellen findet ihr die häufigsten Krankheiten, die durch Rauchen verursacht werden und die wichtigsten Faktoren, die dabei eine Rolle spielen:

Allgemein Krebs Herzinfarkt Schlaganfall
Allgemein verschlechterter Gesundheitszustand Alle Organe betroffen, die mit Rauch in Kontakt stehen Verengt Blutgefäße in Herz, Gehirn und Gliedmaßen Förderung von Arteriosklerose
Erhöhter Vitaminbedarf 90 krebserzeugende Substanzen Fördert Verstopfungen Schädigt Hirngefäße
Calciumeinlagerung in Knochen beeinträchtigt, Osteroporsegefahr Schwächt das Immunsystem Gesteigerter Blutdruck und Herzfrequenz Zusätzlich erhöhtes Risiko im Alter
Immunabwehr geschwächt 60.000-80.000 Krebstote jährlich durch Rauchen Erstinfarkt bei Rauchern im Schnitt 10 Jahre früher
Sehstörungen Raucherbein Chronische Bronchitis Lungenemphysem
Altersabhängige Degeneration 3 mal schneller Das Raucherbein ist eine arterielle Verschlusskrankheit Teer verklebt die Flimmerhärchen der Bronchien Verbrauchte Luft bleibt in den Lungenbläschen zurück
Führt zu starken Durchblutungsstörungen Fremdkörper können nicht entfernt werden Lungenbläschen vergrößern sich und können platzen
Amputationen in jedem 10. Fall Schadstoffe setzen sich ab Zahl der funktionsfähigen Lungenbläschen nimmt ab
9 von 10 Amputationen auf Rauchen zurückzuführen Nährboden für Bakterien und Viren Verminderung der Vitalkapazität
Entzündung der Bronchialschleimhaut

Zuckersucht

Der Zuckerkonsum in Deutschland boomt. In den vergangen Jahrzenten ist der durchschnittliche Konsum von 3 auf 34kg pro Jahr angestiegen. Doch kaum ein Mensch würde bei der großen Breite an Lebensmitteln, die Zucker enthalten, auf den Gedanken kommen, dass sich hinter Zucker eine potente Droge versteckt. Als Suchtmittel können dieselben Effekte beobachtet werden, wie es auch bei Morphin, Kokain und Nikotin der Fall ist. Wie alle Drogen wirkt auch Zucker umso stärker, je schneller es ins Blut aufgenommen wurde. Die „Zuckersucht“ kann verschiedene Ursachen haben, denn nicht immer steckt eine echte Sucht hinter dem Verlangen.

  • Schwankungen des Blutzuckerspiegels
  • Echte Zuckersucht
  • Seelische Gründe
  • Darmpilze

Das beste Beispiel ist der uns allen bekannte „Heißhunger“. Zurückzuführen ist das auf eine starke Insulinproduktion durch zuckerhaltige Lebensmittel oder welche mit hohem Glykämischen Index. Die Aufgabe des Insulins besteht unter anderem darin, den Zucker im Blut in Muskeln und Leber zu transportieren, wo er schließlich in Energie umgesetzt wird. Steigt die Insulinkonzentration durch schlechte Lebensmittel oder großen Mengen zu hoch, wird so viel Zucker in die Zellen befördert, dass der Körper kurzzeitig unterzuckert und Heißhunger entsteht.

Die echte Zuckersucht findet ihre Ursache, wie andere Suchtmittel auch, häufig im Gehirn. Zucker erhöht auch die Konzentration an Serotonin und Dopamin, die bekannte Abkürzung zu Glück und Zufriedenheit.

Einige Darmpilze ernähren sich bevorzugt von Zucker. In der Regel befindet sich die Darmflora in einem gesunden Gleichgewicht zwischen nützlichen Darmbakterien und Darmpilzen. Große Mengen an Zucker versorgen die Pilze jedoch mit so viel Energie, dass sie explosionsartig wachsen und das Gleichgewicht stören. Der Hunger der Darmpilze auf Zucker überträgt sich auch auf den Wirt. Gesteigerter Appetit auf Süßes ist die Folge.

Ein ganz ähnliches Verhalten zur Sucht liegt in der Belohnung durch Essen und besonders durch süßes Essen. Zucker, als einfache und schnelle Energiequelle für Gehirn und Muskeln wird deshalb ähnlich wie Fett, als besonders lecker empfunden.

Wer die “Tricks” der Lebensmittelindustrie kennt und weiß, dass hinter Glucose, Mannose, Dextrose und vielen weiteren wissenschaftlichen Namen nichts als Zucker steckt wird feststellen, dass die Auswahl der WIRKLICH zuckerfreien Lebensmittel in unseren Supermärkten, doch sehr klein ist.
Wer starke Drogen konsumieren möchte, macht sich in der Regel zumindest ein paar Gedanken bevor er konsumiert. Beim Zucker fehlt oft die Möglichkeit der freien Entscheidung. Die “Falle” des Zuckers besteht darin, dass er bereits als Kind häufig schon ein fester Bestandteil der Ernährung darstellt und die erwähnte Abkürzung zum Glück schon in jungen Jahren übliche Praxis wird. Kein Wunder, dass gerade Menschen die in ihrer Kindheit oft Süßes bekommen haben, sich im Erwachsenenalter nach stressigen Situationen oder einfach zur Belohnung nach einem Erfolg etwas leckeres zu Essen gönnen.

Der Entzug

Der Ausstieg aus einer Sucht geht meistens mit klassischen Entzugssymptomen einher. Der Körper ist so sehr an die Verstoffwechselung der Droge gewöhnt, dass das Absetzen den Stoffwechsel wieder durcheinander bringt. Sehr starkes Verlangen nach der Substanz, Schwitzen, Aggressionen, Hitzewallungen, Schlaflosigkeit und auch Depressionen können Teil dieser Umstellung sein. Wer da durch möchte, hat sicherlich keine angenehme Zeit vor sich. Ein ärztlich begleiteter Entzug geht heute fast immer mit einer Bewegungstherapie einher. Bewegung hilft beim Entzug durch:

  • Ablenkung, der Fokus richtet sich nicht länger auf die Substanz und vermindert das Verlangen.
  • Anregung des Stoffwechsels, die Anpassung und Normalisierung wird gefördert
  • Müdigkeit, das Einschlafen am Abend ist leichter
  • Reduktion von Aggressionen
  • Erhöhung der Serotonin –und Dopaminkonzentrationen, der Körper lernt seine Glücksgefühle auf „natürlichem“ Wege ohne Abkürzung zu erreichen.