Beanspruchte Muskeln beim Radfahren und ihre Anpassung
Die Muskulatur
Der Anteil der Muskulatur am Gesamtkörpergewicht beträgt etwa 25-35% bei Frauen und 40-50% bei Männern. Sie tragen einen bedeutenden Teil zum Erhalt unserer Körperfunktionen und einer reibungslosen Bewegungsfähigkeit bei. Die Muskeln halten durch ihre Grundspannung, genannt Muskeltonus, unseren Körper ohne Anstrengung aufrecht. Gleichzeitig fangen sie Erschütterungen ab, schützen die inneren Organe, Knochen und Gelenke vor Stößen und Schlägen. Sie verbrauchen allein in Ruhe etwa 1/8 des Tagesbedarfs an Energie (dank des Muskeltonus). Gesunde und trainierte Muskeln halten unseren Körper bis ins hohe Alter fit.
Muskelatrophie
Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnen die Muskeln zu schrumpfen und verwandeln sich in Fett – etwa ein halbes Kilo pro Jahr. Untrainierte Muskeln werden schlaffer und verlieren an Kraft, was fatale Folgen für unsere Gelenke und Bewegungsfähigkeit im Alter haben kann. Bewegungsmangel verstärkt den Abbau und beschleunigt die degenerativen Prozesse.
Hier ein paar Fakten zu Muskelatrophie (Muskelabbau):
- Inaktivität führt zu Muskelschwund
- Acht Tage Inaktivität bedeutet einen statischen Kraftverlust von 20%, 14 Tage entspricht einem Verlust von 28%
- Inaktive Muskeln reagieren vorzugsweise mit katabolen (abbauenden) anstatt mit anabolen (aufbauenden) Hormonen
- Kraftschwund setzt bei Beanspruchung unter 20% der Maximalkraft ein
Muskelaufbau
Wer mit dem Radfahren beginnt oder als Fortgeschrittener seine Intensität steigert, kann sich auf die positiven Effekte des Muskelaufbaus freuen:
- Die Muskeln werden straffer, stärker und ausdauernder
- Nicht nur die Muskeln werden stärker, auch die umgebenden Sehnen und Bänder
- Muskulatur regt den Stoffwechsel an und verbraucht Energie. Der Tagesbedarf steigt
- Neue Blutgefäße werden gebildet, die das Herz-Kreislauf-System unterstützen
Koordination
Wer seine Koordinationsfähigkeit auch im hohen Alter erhalten oder wiederherstellen möchte, um zum Beispiel die Sturzgefahr zu senken, kommt um Koordinationstraining nicht herum. Für eine gute Koordination sind das Erfassen der Umgebung, die richtige Verarbeitung des Erfassten im Gehirn und die korrekte Ausführung durch die Muskulatur essentiell. Intermuskuläre Koordination ist das Schlagwort, wenn wir über das Zusammenspiel mehrerer Muskeln zur Ausführung einer Bewegung reden. Für eine Aktivität werden mehrere Muskeln herangezogen, die sich in ihrer Kontraktion so ergänzen müssen, dass der Körper in Bewegung versetzt und nicht durch andere Muskeln gehemmt wird.
Muskulatur beim Radfahren
Starke Muskeln entlasten die Gelenke, vermindern Belastungen im Alltag und bei intensiver sportlicher Betätigung. Sie schützen euch effektiv vor Verletzungen und Osteoporose. Aber das ist noch nicht alles, was Radfahren für eure Muskeln und das Aufrechterhalten der Körperfunktionen bietet. So wird, abhängig von der Intensität mit der geradelt wird, auch die Mitochondrienproduktion angekurbelt. Die Mitochondrien sind Bestandteil jeder Körperzelle (außer roter Blutkörperchen) und verantwortlich für die Energiebereitstellung in Form von ATP (Adenosintriphosphat) sowie diverser Stoffwechselvorgänge in unserem Körper. Durch ihre Funktion als Kalziumspeicher dienen sie auch der Homöostase, also dem Aufrechterhalten des Gleichgewichts in den Zellen.
Glücklicherweise wird beim Radfahren ein großer Teil der Muskeln unseres gesamten Körpers aktiviert. Besonders die unteren Extremitäten und die Hüfte werden beim Kurbeln der Pedale beansprucht. Die Bewegungsform beim Treten in die Pedale ist mit optimaler Druckkraft (nicht zu feste) fast 100% konzentrisch (bei einer konzentrischen Muskelkontraktion wird Energie an die Umwelt abgegeben). Somit ist Radfahren auch aus muskulärer Sicht ein effizientes Fortbewegungsmittel. Die Muskeln im Bauch– und Rückenbereich sowie die Arme und Schultern leisten auch Haltearbeit, in dem sie den Rücken stets unter Spannung und den Körper in Position halten.